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Go West

 

 

 

Äpfel, Holz, Glas, Honig, Foto, Plastik, Draht, Go- Kart, Lampenfassung mit Birne, Grösse variabel.

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"Starker Geruch nach Äpfeln dringt aus dem Kellergeschoss, aus einer Baracke schimmert Licht, Festvorbereitungen scheinen im Gange.

In Sandra Knechts metaphernreichen Rauminstallation „Go West“ wurde die lineare Handlung zerrissen. Das Aufenthaltsprovisorium einer Gemeinschaft am Rande der Gesellschaft zeigt, dass der Mensch noch so guten Gewissens sein kann, je nach gesellschaftlicher Bedingtheit verlässt ihn das Glück ohne Schonung.

Als Zitat aus Orson Welles „Rosebud“ erscheint der mit Kindheitsträumen geschmückte Go-Kart: Seinen höchsten Schatz trägt man über das Unglück hinaus bei sich- als Hüter unserer Hoffnungen bleibt er stets unversehrt."

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Mit Seife und Gabeln. Ermittlungen des Glücks.  Revolver Publishing 2011

 

 

 

I’M GONE TO CAROLINA IN MY MIND

 

 

 

Ohne Titel

Interview mit Stefan Wagner anlässlich der Jahresausstellung Kunstkredit in der Kunsthalle Basel

Stefan Wagner: Dein neustes Werk ist  das Restaurant "Chnächt" in Basel. In deinen Theatern und Filmen, deinem Bildkompendien auf sozialen Netzwerken befasst du dich mit sozialen Normierungen. Dabei findet sich auch immer ein Schuss Aktivismus. Warum die Beschäftigung mit dem Essen?

 

Sandra Knecht: Mit dem "Chnächt" wollte ich eine neue Weltordnung behaupten. Mein Rhizom das auf Facebook im virtuellen Raum statt findet in die reale Welt holen und erweitern und den Geschmack der Heimat finden den ich wiederum dem Publikum so präsentiere, dass es für eine Zeit selbst zu meiner Interpretation dessen wird.

Auf jeden Fall ist Aktivismus dabei auch ein Thema, wenn es darum geht, sich in einer Mehrheitsgesellschaft integrieren zu müssen. Dies spüre ich auch auf dem Dorf, in dem ich lebe. Ich will dies nicht auf mein Dorf reduzieren, denn in jeder Gesellschaft besteht ein Anpassungsdruck.

 

SW: Deine Werke neigen im Normalen zum Exzentrischen.

 

SK:  Ich überschreite keine Stereotypen sondern schlüpfe in sie hinein. Oftmals kommt es dann zu absurden Situationen mit Personen die denken, ich entspreche dem Stereotyp tatsächlich. Dieses Spiel ist beabsichtigt, weil ich nicht belehrend auftreten, nicht eindeutige Antworten geben will. Das unterscheidet meine Arbeit vom Aktivismus, der aufklärt und Veränderungen bewirkt. Bei "Chnächt" gibt es auch eine andere Seite, weil ich Geld verdienen muss. Da ist Ironie manchmal etwas schwierig, weil ich viel Verantwortung auch gegenüber Angestellten habe.

 

SW: Du knüpfst ein Band zwischen Ästhetik und Ethik und löst es wieder.

 

SK: Auf jeden Fall. Indem ich nun Unternehmerin bin, kann ich mir mehr künstlerischen Freiheiten nehmen als ich es bei Anträgen tun müsste, wo ich einer Jury Rechenschaft schuldig bin. Ich kann den Ort selbst wählen und ich koche was ich will, das sind wesentliche Punkte für die Wahrnehmung des "Chnächt's".

 

SW: Ein perfektes Rollenmodell für eine Kulturpolitik, die möglichst wenig Geld kosten darf.

 

SK: (lacht) Das glaube ich nicht. Eher will ich ein weiteres Risiko in meiner zehnjährigen Beschäftigung mit Heimat und Identität eingehen. Ich muss mich auch diesen ökonomischen Bedingungen unterwerfen, sie sind Teil dieser Gesellschaft. Eine Befragung des Subjekts in der gegenwärtigen Ökonomie, die wiederum identitätsstiftend ist.

 

SW: Eine weitere Erweiterung des Performancebegriffs?

 

SK: Durchaus. Ich bin aber auch der Meinung, dass Kunst nicht nur selbstreferenziell oder reine Auftragskunst sein darf, sondern sie muss einem eigenen Entwurf von Subjektivität im Verhältnis zur Welt folgen. Um meine Kunst zu machen muss ich mich selbst behaupten mit allen Konsequenzen aus bestimmten Gruppen ausgeschlossen zu werden oder finanziell zu scheitern.

 

SW: Für die Ausstellung in der Kunsthalle Basel verwendest du nur ganz minimale Zeichen, anstatt den Wagen in den Raum zu stellen.

 

SK: Ich suche die Vergänglichkeit, etwas das man greifen kann und gleich wieder verfliegt. Es geht also um einen Augenblick, den man eigentlich nie fassen kann. Beim Kochen ist das ebenso. Üblicherweise wird in der Gastronomie eine Norm erzeugt die jeden Teller der zum Gast geht betrifft. Ich suche aber eben genau die Unterschiede, die Vielfalt. In meiner Küche verkoche ich Fleisch älterer Tiere, das eine geschmackliche Einzigartigkeit und damit eine Identität besitzt. Da kommt die Vergänglichkeit wieder zurück, bezieht sich aber eben auf meine Suche nach den Identitäten und der andauernden Normierungsprozessen, denen sie unterworfen werden.

 

 

 "Der Lauf der Dinge"

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Januar, Bürgenstock-Konferenz,

KKL Luzern

Showcase II

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Jahic/Roethlisberger, Sandra Knecht

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Galeriensaal Volkshaus Basel, Mai 2017

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