top of page

Oben sitzt ein Affe

Den Satten ist alles Streben ein Hunger

 

(Kristin T. Schnider)

 

 

 

Mit: Rahel Sternberg, Frédéric De Carlo

Texte: Kristin T. Schnider

 

Konzept, Musik, Regie und Choreografie: Sandra Knecht

 

Let the Battle begin! Auf einem Catwalk treffen die Schauspielerin Rahel Sternberg und der Tänzer Frédéric De Carlo aufeinander. Auf dieser Bühne heisst es Schauspiel gegen Tanz, Text gegen Bewegung. Dieser Wettstreit erscheint hier aber auch als ein Spiel um das persönliche Glück, als ein Kampf ums Überleben. Denn welchen Regeln und Vorschriften folgen wir täglich? Welcher Codes bedienen wir uns, und wie bestimmen sie unsere Wahrnehmung?

 

 

Trotz un­mög­li­chem Zwei­kampf ist «Oben sitzt ein Affe» ein sehr schö­nes Bei­spiel dafür, wie viel Sex ganz ohne Nackt­heit, wie viel Emo­ti­on mit sehr wenig Text und wie Sinn­su­che sehr ko­misch ver­mit­telt wer­den kann. 

Es ist nicht un­iro­nisch, die­ses Stück – wie wir tra­gisch­ko­mi­schen Hel­den un­se­res ei­ge­nen Le­bens.

 

 

Kulturkritik Rafaela Roth, 20.10.2013

 

Par une forêt de symboles: Für sechs Musiker ad libitum

Vinko Globokar

 

https://vimeo.com/117597141

 

 

 

Das Ensemble TZARA läutet das neue Jahr im Februar mit einer Schweizer Kurztournee unter dem Titel „Par une Forêt de Symboles“ ein. Auf dem Programm stehen Werke des slowenischen Komponisten Vinko Globokar (*1934), dessen originellem und umfangreichem Schaffen das Zürcher Ensemble seine drei Konzertabende widmet. Zusammen mit der Regisseurin Sandra Knecht werden die Musiker dabei vor allem das szenische und gestische Potenzial seiner Werke herausarbeiten. «Miniatur-Melodramen» haben in dieser aussergewöhnlichen Konzertgestaltung einen besonderen Stellenwert, was gerade auch den optischen Aspekt der Aufführungen unterstreichen und in vorrangig performativen Situationen die Rolle des klassisch agierenden Ensembles hinterfragen wird.

 

 

"Ein Wust von Zeichen und Reizen optischer und akustischer Art kommt einem entgegen- aber wie lustvoll gemacht und interpretiert! Rätselhaft, sinnlich, sinnvoll, unsinnig und vor allem verwirrend: Solch paradoxe Stücke sind notwendig heute, mehr denn je."

 

NZZ, Montag 13.02.2012

 

1001 Nacht in deinen Armen

Konzept, Musik, Regie: Sandra Knecht

Mit: Nesrin Buzdugu und Umut Dogan

 

„Tausendundeine Nacht in Deinen Armen“ ein Abend in der Tradition der Poesieabende des Orients. Nesrin Buzdugu und Umut Dogan singen und erzählen von der Liebe, der Freiheit und dem Schmerz.

Die Lieder in Türkischer Sprache werden begleitet von der Saass, die Umut Dogan spielt.

Die Gedichte stammen zum Teil aus alter Überlieferung, zum Teil aus modernen deutsch-türkischen Internetforen. Sie werden auf Türkisch und Deutsch gesprochen. So bilden das Alte und das Neue Symbiosen, zeigen aber auch Gegensätze der Sprache und der Emotionen.

 

 

 

Rasse

Theater am Neumarkt 

 

Performance und Musik , Andalus Liniger
Konzept, Regie und Musik,  Sandra Knecht

 

 

«Rasse»

 

Sandra Knechts “Tabu 1: Rasse“ provoziert bewusst mit absurden Rassentheorien. Eine fesselnde Inszenierung, ein überzeugender Darsteller und ein einzigartiges Zuschauerlebnis.




Generieren Rassentheorien Rassismus oder umgekehrt? Ist die menschliche Intelligenz Rassenkriterien unterworfen? Die Performance von Andalus und Sandra Knecht setzt sich mit diesen und weiteren Fragen auseinander. Die Zuschauer sitzen einzeln in Kabinen. Sechzehn sind es insgesamt. Dies erzeugt Privatsphäre und Intimität. Jeder ist für sich, blickt in den engen Guckkasten, wo das Geschehen stattfindet. Gleichzeitig schaut man die anderen Zuschauer an, die aus ihren Fenstern gucken, den roten Vorhang zur Seite geschoben. Man beobachtet und wird beobachtet.

 

Projizierte Buchstaben


Regungslos liegt der Schwarz gekleidete Darsteller Andalus am Boden. Nach und nach werden Buchstaben auf seinen Körper projiziert. Worte bilden sich, fügen sich zu Sätzen wie "Rasse ist Schicksal". Die Worte sind zwar für alle Zuschauer sichtbar, aber leider nicht aus allen Blickwinkeln lesbar. Diese sichtbare, unmittelbare Projektion ist auch auf den Begriff Rasse anwendbar. Nur geschieht die Projektion beim Rassendenken unsichtbar. Denn manifestieren sich Ideen und Theorien über Rasse nicht als Projektionen in den Köpfen der Gesellschaft? Und halten sich Vorurteile und Rassendenken nicht hartnäckig und bestehen immerfort?

 

Agil wie eine Raubkatze


Sachte beginnt der Performer Andalus sich zu bewegen, führt die Arme am Boden entlang zum Kopf. Der Zuschauer beobachtet jede seiner Bewegungen genau. Faszinierend und fesselnd ist seine unglaubliche physische Präsenz, seine Körperbeherrschung- und Spannung. Die Bewegungen sind fliessend, sein Körper wird im engen Raum erfahrbar. Er tigert rast- und ruhelos herum, was Assoziationen an eine eingesperrte Raubkatze im Zoo aufkommen lässt. Er blickt einzelne Zuschauer durchdringend an, fixiert sie einen Augenblick. Man möchte wegschauen, hält seinem Blick jedoch stand.
 

Fragwürdige Rassentheorien


Etwa in der Hälfte des Stücks ertönt eine männliche Erzählerstimme. Nun werden sehr fragwürdige Rassentheorien vertreten. Etwa, dass schwangere weisse Frauen Mulatten gebären, wenn sie den sogenannten "Negerroman" lesen würden. Eine geistige Auseinandersetzung mit diesem Buch genüge zur Vermischung der Rassen. Es werden weit verbreitete Vorurteile aufgegriffen. Der geizige Asiate, der faule Afrikaner und so weiter. Die weisse Rasse wird verherrlicht, die "Neger" abgewertet. Ganz offensichtlich wird hier provoziert, die Aussagen werden den Zuschauern in enormer Dichte hingeklatscht und man ist gar nicht fähig, zu ordnen. Der Zuschauer versucht, das Gehörte auf sich wirken zu lassen, sich auf eine gedankliche Auseinandersetzung einzulassen. Hier beginnt man sein eigenes Denken zu hinterfragen. Man möchte es sich nicht eingestehen, aber ist nicht jeder von uns einem Rassendenken verhaftet? Lassen wir uns nicht viel zu oft von Vorurteilen vereinnahmen? Der Zuschauer wird aufgefordert, sein eigenes Denken zu überprüfen.


Anpassung und Selektion


Gleichzeitig werden an dieser Stelle der Inszenierung auch überprüfte Thesen in den Raum gestellt. Aufgegriffen werden verschiedene Erkenntnisse der Biologie. Dies reicht von Darwins Gedankengut von Mutation, Anpassung und Selektion bis hin zu neusten Erkenntnissen der Genetik. Gerade Darwins Thesen sind jedoch eine heikle Angelegenheit, dienten sie doch den Nationalsozialisten als Legitimation für die Eliminierung des jüdischen Volkes. Die Aussage "Züchten heisst Rasse schaffen, erhalten oder zerstören. Je nach Zweck", die ursprünglich auf das Tier- und Pflanzenreich bezogen war, wurde auf den Menschen übertragen. Darwins Gedankengut wurde somit missbraucht. Hier stellt sich nochmals die Frage: Generieren Rassentheorien Rassismus oder umgekehrt?
 

Beats und Zahlenwirrwarr


Andalus liegt, sitzt und steht schlussendlich auf einer drehbaren Scheibe. Die Menschheitsentwicklung wird so im Schnelllauf dargestellt. Der Raum wird erhellt und nun sehen sich die Zuschauer gegenseitig. Die Musik wird groovig und stark basslastig, Technobeats durchhallen den Raum. Genannt wird ein Wirrwarr von Zahlen. Der Zuschauer kann dem Gesagten nicht mehr folgen, genannt werden immer noch diverse Theorien, mehrere Stimmen, überlagern sich. Und plötzlich ist Schluss.

 

Spannendes Konzept


Das Kurzstück wird getragen von der enormen physischen Präsenz des Darstellers. Auch die Musik wirkt sorgfältig ausgewählt und unterstützend. Es wird ein Thema aufgegriffen, das uns alle angeht. Rassentheorien und Fremdenhass. Ein innovatives und kreatives Projekt, das in einem unkonventionellen Raum stattfindet und ein neues Zuschauerlebnis bietet.

Nahaufnahmen, Mona de Weerdt 2008

 

bottom of page